1×1 des Transports in Madagaskar

Madagaskar besitzt eine vielfältige Transportwelt. Ausgerichtet an der enormen Größe des Landes, an den verschiedenen Bedürfnissen der Bevölkerung und natürlich an dem vorherschenden Medium das sich zum Transport eignet, gibt es 1000 Wege um von A nach B zu kommen oder einfach auch mal nur einen.
Die Systeme zu verstehen braucht eine Weile und selbst dann ist es immer wieder ein Mysterium wie es funkioniert. Ich möchte kurz die wichtigsten Transportmedien vorstellen und meine Interpretation der Funktionsweise darlegen.

Eine wichtige Gemeinsamkeit zwischen allen Transportmedien: Aus Sicherheitsgründen ist eine Reise nach Anbruch der Dunkelheit nicht zu empfehlen. Nicht nur, dass die Straßenverhältnisse teilweise so schlecht sind, dass die Schlaglöcher am Tag schon beängstigend sind, auch ist der Fahrstil sehr gefährlich, die Fahrzeuge überladen und nicht immer ausreichend gewartet. Außerdem kommt es Nachts auch zu Überfällen auf Fahrzeuge. In gewissen Regionen reisen deshalb die Taxis oder LKWs Nachts in bewachten Konvois. Aber keine zu große Angst: Bis auf Pannen ist alles andere dann doch eher eine Ausnahme und wenn man sich an den obigen Ratschlag hält, ist man auf der sichereren Seite.

Taxi-Brousse (Sammeltaxi)

Kosten: + Geschwindigkeit: + Komfort: – –

Das am weitesten verbreitete Transportmedium ist das Taxi-Brousse. Es ist eine Art Sammeltaxi, das auf vorgegbenen Linien verkehrt und fast alle Regionen miteinander verbindet. Sie fahren Tag und Nacht, wobei es aus Sicherheitsgründen immer angebracht ist seine Route so auszulegen, dass man tagsüber reist.

„Brousse“ bedeutet auf Madagassisch „auf Land“. Also fährt man mit dem Taxi-Brousse aufs Land. Gleiches gilt für seine Brüder und Schwestern: Camion-Brousse und Bateaux-Brousse.

Taxi-Brousse

Taxi-Brousse

Die Funktionsweise

Es gibt immer Routen auf denen die Taxi-Brousse verkehren. Sie verlassen meist morgens zwischen 5 und 8 Uhr den Startort an dem Gare Routiere (Bushaltestelle). Auf den Zwischenhalten wird meist entlang der Strecke an einem fixen Ort, z.B. einem Restaurant gehalten. Die Lokals wissen immer bescheid und helfen gerne beim Finden der richtigen Stelle.

An der Taxi-Brousse-Station kann man sich darauf einstellen bei Abfahrt und Ankunft von einer Menge Menschen „überfallen“ zu werden. Bei der Abfahrt versucht jede Firma den ahnungslosen Fahrgast, teilweise unter zu hilfenahme von Zerren am Gepäck und Körper, in seine Richtung zu leiten. Hier muss man einfach standhaft sein und seine Meinung verteidigen. Preise sind fix und Gepäck kostenlos. Man kann bzw. sollte dann noch den Zustand des Fahrzeugs überprüfen und ggf. erfragen wann die Abfahrtszeit ist. Meist kommt es aber immer anders.

Bei der Ankunft wird man von den lokalen Fahrern und Guides abgefangen. Hier hilft erstmal weghören und wenn man sein Gepäck hat sich nach einer Alternative umzuschauen.

Man bezahlt seinen Sitzplatz (oder wenn man groß ist empfehlenswerterweise  auch mal zwei) und bekommt ein Ticket. Das Gepäck wird meist aufs Dach geladen und dort fest verzuhrt und mit Planen gegen Regen gesichert.

Die Abfahrt erfolgt sobald das Taxi gefüllt ist und alle Sitzplätze verkauft sind. Es kann also passieren, dass man Stunden lang auf die Abfahrt wartet. Da hilft im Notfall nur das Aufkaufen der restlichen Sitzplätze.

Die Fahrzeit ist auch immer nur geschätzt. Wer weiß schon wieviele Pannen man hat oder wieviele Güter und Personen man auf dem Weg noch einsammeln muss.

Die Unterschiede im Komfort

Es gibt zwei verschiedene Zonen: Regional und National. Außerdem zwei verschiedene Fahrzeugtypen: Minivan oder Mercedes Sprinter. Der Unterschied:

  • Regional/Minivan: 4 Personen pro Reihe mit 4 Reihen plus 2 Passagiere neben dem Fahrer – viele Zwischenhalte
  • Regional/Sprinter: 5 Personen pro Reihe mit 5 Reihen plus 2 Passagiere neben dem Fahrer – viele Zwischenhalte
  • National/Minivan: 3 Personen pro Reihe mit 4 Reihen plus 2 Passagiere neben dem Fahrer
  • National/Sprinter: 4 Personen pro Reihe mit 5 Reihen plus 2 Passagiere neben dem Fahrer

Camion-Brousse (LKW-Taxi)

Kosten: + Geschwindigkeit: Komfort: – – –
Camion-Brousse

Camion-Brousse

Die Camion-Brousse funktionieren genauso wie Taxi-Brousse, nur dass sie schwerer zu erreichende Regionen anbinden und Pisten befahren, die sonst nur von 4×4 benutzt werden können. Auch sie sind beladen mit allen Gütern, die entlang der Strecke benötigt werden. Im LKW ist die Sitzandordnung 2×3 Plätze pro Reihe, was extrem eng und unbequem ist. Auch weil der Innenraum teilweise auch sehr voll beladen ist. Die Beladungsreihenfolge ist: Innenraum, Dach und dann Passagiere. Man sitzt also auf Reissäcken oder zwischen Kisten.

Bateaux-Brousse (Wassertaxi)

Kosten: + Geschwindigkeit: Komfort: – –

Wie das Taxi-Brousse und der Camion-Brousse ist das Wassertaxi in Regionen unterwegs, die keine Straße besitzen. Es wird angelegt, wo Personen warten oder Güter umgeschlagen werden müssen. Die Abfahrten und Ankunftszeiten sind so variabel wie die transportierten Güter.

Bateaux-Brousse / Sammelboot

Bateaux-Brousse / Sammelboot

Pousse-Pousse, Cyclo-Pousse und Taxi

Kosten: Geschwindigkeit: – – Komfort: +
Cyclo-Pousse

Cyclo-Pousse

Im Stadtverkehr trifft man überall auf Pousse-Pousses, Cyclo-Pousses und Taxis.

  1. Pousse-Pousse: Das einfachste von allen Verkehrsmitteln. Ein Mann und eine Ritscha. Wenn man nicht gerade schwer beladen ist, kann man meist eine Geschwindigkeit von Laufschritt erwarten.
  2. Cyclo-Pousse: Immernoch durch Menschenkraft angetrieben ist es die modernere Variante des Pousse-Pousse und ist ein Fahrrad mit Sitzbank für Passagiere oder auch mal für ein kaputtes Mofa.
  3. Taxi: Schnell und altbekannt, das normale Taxi. Je nach Größe und Fahrrichtung (berghoch oder runter) gibt es dann auch noch Unterschiede im Preis. Sprit ist einfach viel teurer als Menschenkraft.

Zug

Kosten: + + Geschwindigkeit: – – Komfort: + +
Zug

Zug

Viele Zugverbindungen gibt es nicht in Madagaskar. Beispiele sind der Zug zwischen Antananarivo und Antsirabe oder dem Zug zwischen Fianarantsoa und Manakara. Letzterer ist definitiv langsamer als das Taxi-Brousse, hat dafür aber einen gewissen Charm der Langsamkeit und ist ein Abenteuer für sich.

Zebu-Wagen

Kosten: – – Geschwindigkeit: – – – Komfort: – – –
Zebu-Wagen

Zebu-Wagen

Der Zebu-Wagen ist in Madagaskar noch weit verbreitet. In allen Regionen sind die Menschen auf diese Art des Transportes angewiesen um Waren zu transportieren. Sie sind günstiger als Autos, flexibler und geländegängiger. Als Tourist kommt man meist nur vorbei, nutzt sie aber selbst selten. Es gibt aber immer wieder Gelegenheiten, wo man sie braucht. So zum Beispiel wenn man viel Gepäck hat und von A nach B muss und Autos weit und breit nicht verfügbar. Schneller als laufen sind sie aber nicht.

Piroge

Kosten: + Geschwindigkeit: – – Komfort: +
Piroge

Piroge

Man stelle sich vor, die Fähre kann nicht über den Fluss fahren, weil die Strömung zu stark ist oder man von einem Fischerdorf zum anderen muss: dann ist die Piroge mit oder ohne Segel die richtige Wahl. Man kann natürlich auch gemütlich einen Fluss damit herunter schippern.

Luxus-Transport: Auto, 4×4, Schnellboot und Flugzeug

Kosten: + + + Geschwindigkeit: + + + Komfort: + + +

Wenn einem die anderen Verkehrsmittel zu langsam sind oder die Entfernungen einfach zu groß und etwas Komfort benötigt wird, kann man immer noch auf ein privates Auto (ca. 90000 bis 150000 MGA pro Tag plus Benzin), einen 4×4 (ca. 120000 bis 350000 MGA pro Tag plus Benzin) oder Schnellboot und Flugzeug ausweichen.

Privates Auto - es gibt definitv komfortablere

Privates Auto – es gibt definitv komfortablere

Zusammenfassung

Transportmittel Kosten Geschwindigkeit Komfort
Taxi-Brousse (Sammeltaxi) + + – –
Camion-Brousse (LKW-Taxi) + – – –
Pousse-Pousse, Cyclo-Pousse – – +
Taxi-Be (Stadtbus) + + – – –
Taxi + + + + + + +
Auto + + + + + +
4×4 (nur für Pisten benötigt) + + + + +
Zebu-Wagen – – – – – – – –
Zug + + – – + +
Bateaux-Brousse (Wassertaxi) + – –
Piroge + – – +
Schnellboot + + + + + +
Flugzeug + + + + + + + + +

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