Ruhe in der Wüste – Garmeh

Wenn man an Wüste denkt, dann denkt man fast immer an Sand, Dünen und Hitze. Aber auch an Oasen und Wassermangel. Wenn man diese Gedanken in ein Wort packt und dann auf persisch übersetzt, bekommt man den Ortsnamen meines nächsten Ziels heraus: Garmeh. Übersetzt heißt es soviel wie „heiß“.

Im Reiseführer liest sich die Anreise wieder einmal wie ein Mysterium auf Erden. Ein Anruf beim Hotel später und die Welt ist wieder in Ordnung: tägliche Busse, Abholung vom Taxi zum Fixpreis und weil es so beliebt zu sein scheint, habe ich gleich noch eine Reservierung hinterher geschoben. Sicher ist sicher. Ich will ja nicht bei diesen Bedingungen draußen übernachten.

Iran-Reiseführer

Iran-Reiseführer

Platz in der ersten Reihe

Es ist kurz nach ein Uhr nachmittags als mein Bus Isfahan verlässt. Sieben bis acht Stunden Fahrt wurden mir vorrausgesagt. Ich werde also im Dunkeln ankommen. Ich bin nicht wirklich Fan von Ankünften im Dunkeln, aber hier lässt es sich nicht vermeiden. Ich habe gleich einen Platz in der ersten Reihe bekommen. Fast ein Luxus, da ich eine schöne Ablage habe und endlich meine Reisenotizen sortieren und nebenbei etwas die weitere Route planen kann.

Landschaft der Kavir Wüste

Landschaft der Kavir Wüste

Immer wieder schweift mein Blick nach vorne. Schon mit dem Verlassen von Isfahan wird die Landschaft farblich monoton. Komplimentär zu grau-orange strahlt der Himmel in schönem Blau. Was man der Umgebung nicht ansieht. Es ist nicht wirklich warm und mehr als 10 Grad werden es nicht. Mir wird später berichtet, dass hier am nächsten Tag einige Zentimeter Schnee lagen. Landschaftlich wird die weite Ebene durch Hügel angereichert. Mal stehen die Hügel strickt alleine, mal reihen sie sich in  Ketten aneinander, die Haifischzähnen gleichen.

Endlose Straßen - Garmeh

Endlose Straßen – Garmeh

Ich muss mal wieder einen Formel 1 Tag erwischt haben. Der Busfahrer hat sich auf der geraden Strecke in den Horizont verknallt und gibt Gas. Mir soll es dieses Mal recht sein. An der Endstation wartet schon ein Taxifahrer auf mich. Überraschenderweise muss ich wirklich nicht mit ihm verhandeln. Er nennt mir einen vernüftigen Preis und wartet noch ein bisschen, bis ich meine Bilder fertig geschossen habe.

Meine Ruhe

Zu meinem Erstaunen komme ich in einem leeren Hotel an. Irgendwie hatte ich mir ein im Reiseführer angepriesenes Hotel etwas lebhafter vorgestellt. Zur Begrüßung wird mir Tee und Obst gereicht. Ich mache es mir in der warmen Stube bequem und finde im Bücherregal auch noch einen schönen Reiseführer. Es wird also ein schön ruhiger Abend. Mir wird ein riesiges Abendbrot hergerichtet. Zuerst glaube ich, dass noch mehr Personen erwartet werden, aber ich bleibe die ganze Zeit alleine. Ursprünglich wollte ich selbst kochen, aber zum Glück habe ich diesen Plan verworfen. Das Essen ist wirklich köstlich. Ich kann mich jetzt schon auf das Frühstück freuen.

Sternenhimmel von Garmeh

Sternenhimmel von Garmeh

Zum Abschluß des Tages steige ich aufs Dach und betrachte in der klaren, kalten Nacht den Sternenhimmel. Viel kann ich nicht erkennen. Die Oase versteckt sich vor mir in der Dunkelheit. Ich muss mich bis zum Morgen gedulden, bevor ich erkennen kann, wo ich überhaupt gelandet bin.

Aus ein paar dünnen Matratzen baue ich mir ein Bettenlager und schlafe ein. Wie ich erst am nächsten Morgen bemerke, ist mein Zimmer gleich neben dem Kamelstall und das Kamel scheint ein Frühaufsteher zu sein. Der Tag kann beginnen!

Die Berge

Viel kann man in der Abgeschiedenheit nicht machen. Ich packe mir ein Lunchpaket und Wasser ein und stiefle los. Ab in die Berge hinter der Oase. Garmeh liegt in der Dast-e Kavir-Wüste. Sanddünen sucht man hier aber vergebens. Dazu müsste man 80 Kilometer nördlicher sein. Mit der Sonne kam auch langsam ein Gefühl für den Ort. Fast nur aus Lehm und Stroh gebaut, erheben sich die Gebäude am Fuße einer Bergkette. Manche Gebäude sind liebevoll restauriert, während andere ihrem lehmhaften Schicksal überlassen sind und in sich zerfließen. Getrennt werden die Ortschaft und die Berge nur durch die Gärten in denen hauptsächlich Dattelpalmen wachsen.

Grüne Oase im Nichts - Garmeh

Grüne Oase im Nichts – Garmeh

Quelle von Garmeh

Quelle von Garmeh

Direkt am Fuße des Berges entspringt das Wasser, das Lebenselexir der Oase. In einem langen Kanal wird es von seiner Quelle in die verschiedenen Gärten geleitet. Ich steige hier direkt auf. Kein wirklicher Pfad führt zum Bergkamm. Es ist eine Tour basierend auf Geröll. Hoch ist es definitiv einfacher als runter.

Über der Oase

Über der Oase

Auf dem Kamm angekommen, packe ich mein Picknick aus und genieße die Aussicht. Warm eingepackt sitze ich über Garmeh. Der Wind pfeift ordentlich und lässt mich meine sieben Sachen schneller zusammenpacken, als mir lieb ist. Von oben habe ich noch ein paar alte Wohnhäuser in der Ferne gesichtet. Ich steige ab und schaue nochmal kurz in den fotogenen Ruinen vorbei. Meine Motivation sinkt zusammen mit der Sonne und ich beschließe umzukehren.

Ruine

Ruine

In der Unterkunft nehme ich mir wieder meinen Reiseführer vor. Endlich habe ich mal die Ruhe, mich mit der Geschichte des Landes im Detail zu beschäftigen. Das Kapitel liest sich fast spannender als ein Roman; dafür muss ich aber auch alle Sinne beisammen halten. Welche Dynastie war nochmal welche?

Interessiertes Katzenduo

Interessiertes Katzenduo

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    Für alle Reiseinteressierten gibt es auf der Seite Wie teuer ist die Welt? – Iran eine Zusammenstellung der Kosten für die Reise in den Iran.

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