Über den Dächern – Teherans Berge

Was weiß ich schon über Teheran? Wahrscheinlich nicht viel. Einige touristische Attraktionen habe ich schon „abgegrast“, aber die Stadt zu entdecken heißt, sie von allen Seiten kennen lernen. Also auch mal von oben anschauen – aus den Bergen Teherans.

Teherans Berge bei Nacht

Teherans Berge bei Nacht

Nach meinem Abenteuer im Alamut Tal bin ich frohen Mutes, etwas ruhigere Bergerfahrung in Teheran zu bekommen. Ich erkunde am Tag danach die alte Handelsstadt Qazvin und werde von einem Couchsurfer an den Busbahnhof gebracht. In Teheran wartet schon der nächste Couchsurfer auf mich. Fast. Ich warte etwas auf ihn am Busterminal, kann mir aber dafür in Ruhe den Sonnenuntergang am Azadi-Platz anschauen. Der Fernsehturm ist von weitem gut zu sehen und sticht wie eine große Fackel aus dem Stadtdschungel hervor; er scheint die Berge im Hintergrund zu beleuchten. Ich würde so gerne einen Blick vom Turm über die Stadt werfen, aber bisher findet sich einfach kein Platz in meinem Zeitplan.

Azadi-Platz

Azadi-Platz

Senkrecht in den Himmel

Amir, sein Bruder und sein Vater sammeln mich am Busterminal auf. Es ist ein wirres Unterfangen, sich ohne Ortskenntnisse hier zu verabreden. Schließlich finden wir uns doch noch und fahren Richtung Norden in ein Café. Ich bin überglücklich, endlich mal wieder flüssiges Englisch zu hören. Es macht einfach wieder mal Spass, nicht ständig korrigieren zu müssen oder das Wörterbuch zu nötigen.

Milad-Turm

Milad-Turm

Spontan ergibt sich die Idee zum Milad-Turm (Borj-e Milad) zu fahren. Ein Cousin liest uns mit seinem Auto auf und wir fahren durch die Nacht. Der Turm wird immer größer und dann stehen wir vor dem Turm. Mit dem gläsernen Fahrstuhl geht es senkrecht nach oben – 280 Meter über die Erde. Ein Lichtermeer liegt uns zu Füßen. Die Tage zuvor hat es kräftig in Teheran geregnet und der Smog ist aus der Luft gewaschen. Eine einmalig, klare Sicht lässt Teheran ohne Zweifel als mächtige Hauptstadt dastehen. Bis zum Horizont erstrecken sich die Lichter der Stadt. Die Langzeitbelichtung meiner Kamera lässt den Verkehr wie lange Bindfäden aussehen.

Straßen Teheran's bei Nacht

Straßen Teheran’s bei Nacht

Bei Amir zu Hause angekommen, klettern wir auf das Dach seines Hauses und genießen nochmal die großartige Aussicht. Die Stadt lässt sogar die Wolken und die Berge in leichtem Schein erkennbar werden. Wie wird wohl morgen die Aussicht von den Bergen aus sein?

Kletterpartien am Kolakchal

Am nächsten Tag brechen wir schon zum Sonnenaufgang auf. Ein Taxi bringt uns zum Jamshidieh Park, unseren Einstieg zum Aufstieg in Richtung Kolakchal. Wir durchqueren langsam den am Hang liegenden Park und finden am Ende einen kleinen Aufstieg in die Berglandschaft. Noch begegnen uns keine Wanderer. Erst als wir einen Rastplatz queren, treffen wir auf die ersten Gipfelstürmer. Kein Schild will uns den Weg weisen und selbst auf Nachfrage kommen wir nur schwerlich an Informationen heran. Unser Ziel ist der Sa’dabad Palast. Wir folgen einem kleinen Pfad, der in unsere Richtung führt und steigen entlang eines Canyons wieder ab. Der Pfad wird immer steiler und felsiger. An einem Wasserfall werden wir fast in die Knie gezwungen. Mit größter Vorsicht steigen wir weiter ab.

Fotos der Stadt

Fotos der Stadt

Amir tun schon die Füße mächtig weh, als wir wieder zurück in der Zivilisation ankommen. Ich wünsche mir noch einen Besuch im Sa’dabad Palast. Amir knurrt ein wenig, lässt sich dann aber doch dazu überreden. Zwar möchte er gerne mit dem Minibus die Anlage erkunden, aber wir merken schnell, dass man auch ohne gut voran kommt. Die Höhenmeter zum Kolakchal stecken uns noch in den Knochen, als wir durch die Parkanlage schlendern und den grünen und weißen Pavillon besuchen.

Kolakchal

Kolakchal

Ein Taxi bringt uns schlussendlich zurück zu Amir’s Haus. Die Dusche ist eine Wohltat und das Abendessen eine Freude. Meine zweite Tour in die Berge habe ich gut überstanden. Aber der Tag ist noch nicht zu Ende. Amir bringt mich noch in Richtung Innenstadt und ich fahre mit dem Bus zurück zu Anousha. Mit ihr hatte ich mich schon vor meiner Tour ins Alamut Tal getroffen und bin jetzt wieder mit ihr verabredet; dieses Mal für eine Tour am Tochal.

Aufstieg in den Schnee – Tochal

Wir gönnen uns in Teheran noch einen Tag Pause, bevor wir am Freitag zum Tochal aufbrechen. Den Tag verbummle ich mit Sightseeing und Anousha mit Arbeiten. Noch bevor die Sonne aufgeht, fahren wir mit dem Bus los. Den Sonnenaufgang erleben wir am Fuße der ersten Station der Tochal Seilbahn. Der Himmel erleuchtet für wenige Minuten in knalligem Rot. Mein letzter Tag im Iran ist angebrochen.

Aufstieg zum Tochal

Aufstieg zum Tochal

Anousha ist Tochalerfahren und kennt jeden Weg. Dieses Wissen nutze ich gerne, um einen wunderschönen letzten Tag im Iran zu verbringen. Unser Weg führt mit anderen hundert, oder doch eher tausend, Wanderern in die Höhe. Wir folgen der Seilbahnstrecke und schlängeln uns den tausenden kleinen Pfaden hinauf.

Blick über die Berge Teherans

Blick über die Berge Teherans

Der Smog kehrt langsam zurück. Noch vor zwei Tagen konnte ich den Blick über die Stadt genießen, jetzt verschwindet selbst der relativ nahe Fernsehturm in den Abgaswolken. Die Luft wird aber mit jedem Höhenmeter frischer und kühlt anfangs noch angenehm. Bis zur 2. Station ist es es knapp die Hälfte der geplanten Strecke. Von 1900 Metern geht es bis auf 2400 Meter in die Höhe. Wir rasten kurz und bereiten uns auf die nächsten 500 Höhenmeter vor. Kurz nach der Station beginnen die ersten Schneefelder. Ich versuche, sie noch zu umgehen, denn durch die vielen, vielen  Wanderer sind sie eher Eisfelder und unangenehm rutschig.

5. Station am Tochal

5. Station am Tochal

Die Schneemenge nimmt immer weiter zu und kurz bevor wir die 5. Station auf 2935 Metern erreichen, stapfen wir durch 30cm Neuschnee. Jetzt habe ich endgültig verloren; meine Schuhe lassen die ersten kalten Wassertropfen eindringen. Es wird unangenehm. Wir kehren in den kleinen und voll gestopften Gemeinschaftsraum ein, finden an einem Tisch ein gemütliches Plätzchen. Es ist warm und windgeschützt. Wir teilen unser Essen mit unseren Sitznachbarn und bekommen im Gegenzug etwas Suppe ab. Eine große Gemeinschaft am Berg!

Panorama am Tochal

Panorama am Tochal

Schlussendlich bin ich nun doch froh in der Schlange zur Seilbahn zu stehen und nach etwas über einer halben Stunde Wartezeit wieder den Berg hinunter zu fahren. Überraschend warm ist es an der Talstation.

Ein großartiger dritter Tag in den Bergen Irans geht zu Ende. Der Abflug naht und ich muss mich langsam von einem großartigen Land verabschieden.

1001 Nacht als Karte

    Wie teuer ist es im Iran?

    Für alle Reiseinteressierten gibt es auf der Seite Wie teuer ist die Welt? – Iran eine Zusammenstellung der Kosten für die Reise in den Iran.

    2 Antworten zu “Über den Dächern – Teherans Berge

      • Hallo Daniel,
        das Bild ist minimal nachbearbeitet. Ich habe es von einem Dach aus aufgenommen und 15 oder 30 Sekunden belichtet. Die Stadt ist einfach so hell, dass die Berge beleuchtet werden. Am Himmel sind Wolken, die sich aber über die Belichtungszeit bewegt haben und deshalb verschwommen sind.
        Viele Grüße,
        Dominik

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