Mit der Bahn durch die Horton Plains

3. Klasse Waggon am Kandy-Ella Schnellzug

3. Klasse Waggon am Kandy-Ella Schnellzug

Die süße Zeit in Kandy sollte sich dem Ende zuneigen, alle Sehenswürdigkeiten vernascht und irgendwie den Drang verspürend weiterziehen zu müssen, entschloß ich mich mit dem Zug von Kandy nach Ella zu fahren. Ich kam gerade vom Elefanten Weißenhaus in Pinnawala zurück und spazierte frohen Mutes in den Bahnhof nach Kandy um mir mein Ticket für die Bahnfahrt zu kaufen. Nach leichten Orientierungsschwierigkeiten bei der Auswahl des richtigen Schalters (mir fiel die Entscheidung zwischen langer Schlange und langer Schlange so schwer), kam ich wider erwarten schnell dran. Leider mit entäuschendem Ergebnis. Zuerst fragte ich nach einem Ticket für die 3. Klasse. Dieses wurde mir ausgeredet, da der Zug nur 1. und 2. Klasse haben sollte. Also dachte ich mir: „2. Klasse wird sicher schon ok“. Fehlanzeige auch die 2. Klasse voll. So ein Unding dachte ich mir. Also, schon den Geldbeutel bereithaltend für den großen Schein, fragte ich nach der 1. Klasse. Aber wie man eigentlich hätte erwarten können, kein Platz. Ich packte also wieder den tausender Schein weg und überlegte schon einfach Trittbrett zu fahren, da kam der Bahnbeamte zu der glorreichen Idee, ich solle doch morgen um 8 Uhr am Schalter sein, es könnten ja Tickets zurückgegeben werden. Ich trottete schon in Gedanken verloren zurück zum Hotel und dachte drüber nach, was ich in Kandy noch so alles anstellen könnte, beschloß dann aber dem Rat des Ticketverkäufers zu folgen und am nächsten Tag am Bahnhof zu sein.

Zurück im Hotel erfuhr ich von anderen Reisenden, das sie alle den gleichen Tipp bekommen haben. So änderte ich prompt meinen Plan und erschien statt um 8 Uhr um 7 Uhr am Bahnhof. Bingo! 1 Platz war frei und das auch noch in der 1. Klasse. Schön, wieder nur Touris für 6h Zugfahrt, dachte ich mir. Der Zug fuhr ein, ich suchte die 1. Klasse und staunte nicht schlecht. Nur Einheimische, drehbare Sitzbänke, damit man immer in Fahrtrichtung sitzen kann, Kindervideos statt Fahrzielanzeige, neu und sauber.
Wahnsinn! Ich nahm am festgelegten Sitz platz und durfte gleich die Gesellschaft eines netten Herren genießen, der mir alles über Züge erzählte. Wie ich erfuhr, war er der Bahnchef für die Region und das Gespräch wurde immer interesanter. Leider verließ er mich nach zwei Stunden schon wieder. Sogleich bot sich mein Hintermann an, die Rolle des Erzählers zu übernehmen und berichtete mir über seinen Beruf als „FBI“-Beamter in Sri Lanka. Wenn man ihm glauben schenkt ist Sri Lanka sehr sicher und vorallem Touristen können ohne Probleme reisen.

Zuerst war mein rechter Platz noch frei, aber schnell wurde dieser Platz durch einen jungen Mann gefüllt. Ich wusste erst mit seinen Kontaktversuchen nichts anzufangen und ich war irritiert. Geschickt von seiner schüchternen Schwester, die mit ihren Freundinnen nur kicherten, versuchte er mich in ein Gespräch zu verwickeln. Ich konnte mich gar nicht entscheiden, mit wem ich zu erst sprechen sollte. So ergab ich mich meinem Schicksal und wurde in drei Gespräche verwickelt. Der Vater ließ über seinen Sohn Fragen an mich richten, die Schwester sprach auch nur über ihren Bruder und der nette Hintermann stellte weiterzu Fragen und erzählte fröhlich weiter.
Mir wurde die Landschaft erklärt, Sehenswürdigkeiten aufgezeigt und die ganze Familie und deren Freunde wollten mich partu nicht verhungern lassen. Ich hatte schön brav vorgesorgt und mich auf 7h Zugfahrt mit Essen und Trinken eingestellt. Also fingen wir munter an zu teilen. Ich durfte von zehn verschiedenen Köstlichkeiten des Landes probieren und wurde mit Reis und Hähnchen versorgt. Im Gegenzug verteilte ich meine Kekse an die Kinder.
Als wäre das alles nicht genug, so kamen an jedem Bahnhof fliegende Händler durch den Waggon und damit ich auch ja nicht verhungere, wurden dort für mich weiter für Nachschub gesorgt. Ich probierte so ziemlich alles was im großzügigen Angebot war. Es wurden Bilder mit mir gemacht und die Stimmung im Wagen war wirklich super.

Meine Ursprungsidee war es ein Buch zu lesen. Ich habe keine einzige Seite gelesen und dafür nur mit tollen Menschen verbracht. Die Strecke ist nicht umsonst eine der beliebtesten Strecken in Sri Lanka. Lanschaftlich durch die Horton Plains und das Hochland geprägt, kommt man vorbei an Teeplantagen, Wasserfällen und schönen Orten.

Und ein kleiner Nachtrag bezüglich der dritten Klasse. Sie gab es doch! Aber buchen konnte man sie nicht und ich habe sie auch nur durch Zufall gesehen. Irgendwo wurde einfach eine Draisine mit einem Seil an den Zug gehängt. Sehr kreativ und mutig. Aber bei 15km/h Höchstgeschwindigkeit eine sehr angenehme Sache im Fahrwind zu sitzen.

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