Die Wahlen stehen kurz bevor und die Grüchte über einen anstehenden Streik lagen schon länger in der Luft. Mitbekommen davon habe ich aber erst, als ich aus den Bergen zurück und Pokhara wieder betreten habe. Im Nebensatz erwähnte mein Guide Dipak die Streiks und wie es so ist, lagen sie ja noch ein paar Tage in der Zukunft. Also blieb ich erstmal ruhig und verfolgte die Situation. Wirkliche Aussagen wann und wo was ist, konnte mir einer sagen und auch die Erfahrungswerte von bisherigen Streiks trifteten so weit auseinander, dass es von keine Auswirkung bis keine Bewegung alles geben konnte.
Ich beschloß also, noch vor den Streiks wieder zurück in Kathmandu zu sein um zumindest in der Nähe meines Abflugflughafens zu sein. Nähe ist relativ, aber ich fühlte mich wohler.
Zurück in Kathmandu kamen nun die letzten Tage immer mehr Details ans Licht. Zumindest Thamel sollte nicht betroffen sein, wurde mir gesagt. Ja ok, Thamel, aber was ist mit den Sehenswürdigkeiten?! Ich hatte schon vor mir in Ruhe Kathmandu anzuschauen und nicht wie ein Irrer durch Kathmandu zu hetzen und „Speed-Sightseeing“ zu betreiben.
Nun, Taxis und Busse fahren nicht, war die nächste Aussage. Wie kommen wir dann zum Flughafen fragten gleich besorgt meine Zimmergenossen. Es wird Busse für Touristen geben. Und da passiert nichts? Immerhin kamen Drohungen auf, das Fahrzeuge, die sich dem Streik widersetzen, angehalten werden. „Nein, nein…da passiert nichts…Touristen lassen sie in Ruhe“, war die Antwort. Also gut. Ich kürzte nun meine Tour durch Kathmandu von 3 auf 2 Tage ein um mir einfach den Stress nicht zu geben, nicht durch den Streik betroffen zu sein.
Der Tag vor dem Streik, war wieder spannend. Plötzlich viel allen ein: Streik heißt, es ist alles geschlossen. Wir tigerten nun los und bunkerten Lebensmittel für den Fall der Fälle. Lustiges unterfangen. Ich kam dann noch auf die Idee den Wachmann vom Geldautomaten zu fragen, ob er morgen auch streikt und wir kein Geldabheben können. Er versicherte mir, das er morgen da ist und Geld nicht das Problem. Gut! Also nur noch schauen, ob man vielleicht doch in Restaurants was zu essen bekommt. Einige Restaurantbesitzer versicherten uns morgen „geöffnet zu haben“. Das hieße, dass falls sie wirklich zu machen müssen, wir doch durch den Hinterhof kommen dürften und auch weiterhin liebevoll bekocht werden würden.
Nun kam also der Tag der Tage. Die Streiks sollten beginnen. Angesetzt waren ein, zwei Wochen, bis zu den Wahlen. Und wie ein Wunder, es war alles halb so schlimm. Nagut, wir hatten wahrscheinlich Glück. Aber der Touri-Bus zum Flughafen, organisiert vom Tourismusministerium, fuhr und das sogar regelmäßig. Thamel hatte halb offen, sodass man alles wichtige erledigen konnte. Der Rest war wahrscheinlich geschlossen, weil die Besitzer nicht ins Zentrum kamen, den Busse und Taxis fuhren wirklich nicht. Somit viel die Sightseeing Runde aus. Dafür konnte ich gemütlich im Park liegen und den Vögeln zuhören. Und kein Autolärm störte. Es fuhren ja keine Autos und das Verkehrschaos war nicht mehr exisitent. Eine Ruhe! Nur vereinzelt sah man Busse mit riesigen Plakaten „Tourist Only“. Diese durften fahren.
Und das Beste an dem Streik: er dauerte nur einen gefühlten Tag. Die Streikparteien konnten sich nicht gegen die Polizei durchsetzen und gaben schnell auf. Ihr Ziel, die Verteilung der Wahlunterlagen im Land zu unterbinden, ging auch daneben, denn die Regierung hatte schon Wochen vorher die Stimmzettel verteilt.
Ich genoß also den Aktionfilm „Koche Grüchte und Streike kurz“ an meinen letzten Tagen und konnte heil und pünktlich Nepal nach schönen zwei-ein-halb Wochen Urlaub verlassen.
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