Windtürme im Labyrinth von Yazd

Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Ich stehe etwas verloren in den engen und verworrenen Gassen und blicke abwechselnd auf meine Karte und wieder hinauf. Das Labyrinth von Yazd hat mich unbewusst in seiner jahrtausende alten Geschichte eingefangen. Ich fühle mich fast wie der Wind, der sich in einem der vielen Windtürmen von Yazd verfangen hat.

In leuchtendem Kontrast heben sich die orange-braunen Fassaden vom blauen Himmel ab und strahlen meine Kamera an. Ich packe die Karte weg, hole stattdessen den Fotoapparat heraus. Ganz aufgegeben habe ich es mit der Orientierung noch nicht, aber dazu nutze ich jetzt besser die hohen Türme der Moscheen und die markanten Windfänger.

Windtürme von Yazd

Windtürme von Yazd

Einmal dem Charme von Yazd verfallen, lässt einen die Stadt kaum wieder entrinnen. Einige Tage Training lassen dann aber das Layout des Labyrinthes doch noch in Fleisch und Blut übergehen.

Narin Ghaleh – Meybod’s Schloß

Auf meiner Reise von Garmeh nach Yazd stoppe ich spontan in Meybod. Mein Reiseführer ist recht vage: was kann ich hier entdecken und wo?  Auch meine Busfahrer sind etwas verwirrt, was vielleicht auch an den mangelnden Sprachkenntnissen auf beiden Seiten liegt. Wir halten an und ein Fahrgast wird zum Übersetzen gerufen. Mit großer Mehrheit wird im Bus für meinen Ausstieg plädiert.

Narin Ghaleh

Narin Ghaleh

Ich muss wohl richtig sein, frage mich für die letzten Meter auf der Straße durch. Wie sich herausstellt, sind es doch noch einige Kilometer zum Ziel, dem Narin Ghaleh. Spontan wird mir freundlicherweise eine Mitfahrgelegenheit gestellt und ich werde zu der Burg Meybods gebracht.

Imposant thront die frisch renovierte Festung über der Altstadt von Meybod und vom Dach der Zitadelle kann man bis zu 70 Kilometer in die Ferne schauen. Der Ort selbst ist die älteste Siedlung in der Region; die Gründung des Ortes wird bis ins 4. Jahrtausend vor Christus zurückdatiert.

Eishaus in Maybod

Eishaus in Maybod

Als wichtige kulturelle Drehscheibe bis in das 15. Jahrhundert hinein entstanden unter anderem die Karawanserei „Karvansara-ye Abbasi“ und das Eislager in der Stadt. In kalten Winternächten wurde hier in Wasserbecken Eis hergestellt und in dem gewaltigen Eisdom über den ganzen Sommer hinweg eingelagert. Ein Meisterwerk der „Kühltechnik“.

Amir Chakhmaq Platz – Yazd im Rampenlicht

Ich weiß nicht, ob ich von Glück reden kann, wenn ich sage, ich war im Winter in Yazd. Es ist kühl und ich möchte mir nicht vorstellen, wie diese einstige Oasenstadt im Sommer bei über 40 Grad „kocht“.

Kamalieh Schule

Kamalieh Schule

Die Architektur der Stadt hat sich auf beide Jahreszeiten ideal angepasst. Enge und teilweise überdachte Gassen spenden im Sommer Schatten. Die Windtürme über den Häuserdächern fangen die leichtesten Brisen ein und kühlen sie über Wasserbecken, bevor die Luft in die Räume strömt. Ein unterirdisches System aus Wasserkanälen und Wasserspeichern speist die Stadt mit Wasser aus den Bergen. Selbst Mühlen mit Wasserantrieb sind bis zu 10 Meter unter der Erde versteckt.

Dennoch gilt mein Blick den Bauten über der Erde. Im zoroastristischen Feuertempel komme ich zum ersten Mal mit dem Zoroastrismus, einer im iranisch-afghanischen Kulturraum verbreiteten Religion in Berührung.

Jameh Moschee bei Nacht

Jameh Moschee bei Nacht

Als die Nacht hereinbricht, gehe ich auf Dächersuche. Ein paar wenige sind für die Öffentlichkeit zugänglich und der Blick über die beleuchtete Stadt ist an Schönheit nicht zu überbieten. Ich könnte ewig diesen Ausblick genießen, aber ich bin mit Amir, einem Couchsurfer verabredet.

Gemeinsam spazieren wir an der Jame Moschee vorbei bis zur schönsten Moschee der Stadt, dem Amir Chakhmaq Komplex. Die symmetrischen Bögen und die zwei Türme stehen in graziöser Einheit in den schwarzen Nachthimmel und überblicken den Platz.

Amir Chakmak-Moschee

Amir Chakmak-Moschee

Hier am Amir Chakhmaq Platz findet man auch die berühmtesten Süßigkeiten Händler Yazds. Man kann gar nicht anders, als sich einmal durch das Angebot zu futtern.

Mit dem Taxi fahren wir zum Dowlat Abad Garten. Während der Fahrt ist meine Einstellung dem Garten gegenüber nicht gerade positiv. Was will ich dort im Dunkeln?

Deckengewölbe

Deckengewölbe

Meine Meinung soll sich schnell ändern. In relativer Stille gelegen, umgibt die Nacht den Garten mit einer beruhigenden und spannenden Wirkung. Die Villa im Zentrum des Gartens wir überragt durch den höchsten Windfänger in Yazd. Ein Blick an die Decke der Villa offenbart ein wundervolles Muster. Das Wasserbecken vor der Villa wird von großen Zypressen eingerahmt und rundet den Eindruck positiv ab.

Dowlat Abad Garten

Dowlat Abad Garten

Weihnachten in der Wüste

Als wäre ich ein wenig paranoid und würde der Stadt nicht glauben, dass sie in der Wüste liegt,  fahre ich nochmal 30 Minuten vor die Tore der Stadt. Eingerahmt von hohen Bergen in der Ferne und kleinen Aushubhügeln der Wassertunnel in der unmittelbaren Nähe stehe ich in einer goldenen Sandlandschaft. Der Beweis bringt aber ein komisches Gefühl mit sich. Morgen ist Weihnachten und für mich gehört dazu zumindest ein Ansatz von Schnee und keine Wüste.

Wüste um Yazd

Wüste um Yazd

Schnee fällt nicht mehr, dafür hält die Wüste einen der wenigen Regentage für Weihnachten bereit. Es ist zumindest ungemütlich und das warme Plätzchen an einem Ofen weckt leichte Erinnerungen an kalte Weihnachtstage. Der warme Tee stillt an dieser Stelle nur bedingt den Wunsch nach Glühwein. Das einzige Geschenk, was ich mir noch mache, ist eine ausgeprägte Magenverstimmung (ungewollt natürlich).

Gute Nacht und frohe Weihnachten!

1001 Nacht als Karte

    Wie teuer ist es im Iran?

    Für alle Reiseinteressierten gibt es auf der Seite Wie teuer ist die Welt? – Iran eine Zusammenstellung der Kosten für die Reise in den Iran.

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