Doctor Livingstone, I presume?

Die Fußstapfen sind riesig und nicht übersehbar. Als Afrika-Entdecker und Gegner des Sklavenhandels wurde er berühmt. Es ist eine außergewöhnliche Geschichte eines Mannes, der sein ganzes Leben Afrika verschrieb, der trotz schwerer Krankheit weiter nach der Quelle des Nils forschte und dessen Herz in Afrika begraben wurde und sein Körper in größter Anerkennung seines Lebenswerkes in Westminster Abbey in London beigesetzt wurde. Es ist die Reise von Dr. David Livingstone, die mich fasziniert und die Fußstapfen seiner letzten Reise in Tansania verfolgen lässt.

Reiseroute seiner letzten Reise

    Sansibar

    Im Januar 1866 erreichte Dr. Livingstone Sansibar. Es war die Zeit, in der das brittische Weltreich gerade mit aller Macht versuchte, den Sklavenhandel in Ostafrika zu unterbinden. Dr. Livingstone muss damals schon den Sklavenmarkt gesehen haben und setzte sich für die Sklaven ein.

    Ketten im Slavenmarkt von Stonetown

    Ketten im Slavenmarkt von Stonetown

    Die Überreste des ehemaligen Sklavenmarktes in Stonetown sind heute nicht mehr vollständig erhalten. In zwei Räumen kann man die grauenhaften Lebensbedingungen erfahren und sich über die Geschichte der Sklaven informieren. Auch auf der ganzen Insel sieht man die Hinterlassenschaften des Sklavenhandels. Selbst nach dem Verbot wurden in Höhlen außerhalb der Städte Sklaven gehandelt. Es ist nicht nur der Startpunkt zu seiner letzten Reise, es ist der Endpunkt seiner Entdeckungsreisen durch Afrika. Nach seinem Tod am 01.05.1873, begruben seine treuen Bediensteten Susi und Chumah sein Herz unter dem Baum in der Nähe des Bangweulu Sees in Sambia und überführten seinen Leichnam nach Bagamoyo, bevor er nach Sansibar gebracht wurde. Sei Begräbnis fand am 18. April 1874 in Westminster Abbey statt. Mit dabei war auch wieder Henry Morton Stanley, der 1869 ausgesandt wurde, um Dr. Livingstone zu finden.

    Dhaus im Hafen von Bagamoyo

    Dhaus im Hafen von Bagamoyo

    Mit Livingstone stolpert man unweigerlich über die Geschichte des Sklavenhandels in Ostafrika. Für viele Sklaven war Sansibar die letzte Station auf dem afrikanischen Kontinent, bevor sie in die weite Welt verschifft wurden; nach Indien, Persien, Arabien und Südafrika, auch zu den Zuckerplantagen auf Mauritius oder Reunion.

    Sklavenstraße

    Die Sklaven hatten bis nach Sansibar schon eine lange Wanderung hinter sich. Die Leidensgeschichte beginnt weit vorher, meist im Kongo. Ujiji, auf der zentralen Elfenbein- und Sklavenroute gelegen, war zentraler Sammelpunkt für Sklaven.

    Heutiger Markt - Alter Sklavenmarkt von Ujiji

    Heutiger Markt – Alter Sklavenmarkt von Ujiji

    Unscheinbar im Ort versteckt, für Touristen fast nicht auffindbar, erblickt man plötzlich Mangobäume. Eine ganze Allee säumt die Straße, bis sie am Horizont an einem Hang langsam überwachsen ist. Sie ist der Beginn der Sklavenstraße nach Bagamoyo; mit Unterbrechungen führt diese enorme Allee einmal quer durch Tansania und bot den Sklaven Schatten, Essen und diente als Wegbegrenzung.
    Unvorstellbar, wie es damals gewesen sein musste, als die Sklaven hier zusammengekettet loslaufen mussten.

    Beginn der Sklavenstraße - Mangoallee

    Beginn der Sklavenstraße – Mangoallee

    Es ist diese kleine, unscheinbar erscheinende Stadt, in der sich die Wege des Sklavenhandels wieder mit Dr. Livingstone kreuzen. Ujiji liegt am Tanganjikasee und war einst die bedeutendste Siedlung in der Region. Erst mit dem Boom der Hafenstadt Kigoma verlor es an Bedeutung und geriet in Vergessenheit. Ruinen zeugen von geschäftigem Leben der Sklavenhändler.

    Nachdem Dr. Livingstone Sansibar verließ, kehrte er in der Hafenstadt Mikindani ein und brach von hier aus zu seiner letzen Reise auf. Das „Livingstone House“ errinnert an den Aufbruchsort seiner letzten Expedition. Entlang des Ruvuma Flußes bewegte er sich zum Malawisee und von dort durch das heutige Sambia zum Mweru-See und durch kongolesisches Gebiet zum Tanganjikasee nach Ujiji.

    Dr. Livingstone in Mikidani

    Dr. Livingstone in Mikidani

    Mr. Stanley

    Nach mehreren Jahren auf Expedition und gebeutelt von Krankheiten kehrte er nach Ujiji zurück. In der Welt außerhalb Afrikas geisterten schon Gerüchte von seinem Tod durch die Münder der hohen Gesellschaften. So kam es, dass James Gordon Bennett, Gründer des New York Herald, Henry Morton Stanley beauftragte, Livingstone zu suchen. Im März 1871 reiste Stanley nach Sansibar und brach mit mehr als 200 Trägern zu seiner Suchaktion auf. Am 10. November 1871 trafen der Journalist und der Abenteurer unter einem Mangobaum in Ujiji aufeinander. Mr. Stanley begrüßte Dr. Livingstone mit dem berühmten Satz:

    Dr. Livingstone, I presume?

    Dr. Livingstone, I presume?

    Dr. Livingstone, I presume?

    Der damalige Mangobaum steht nicht mehr, aber zwei seiner Ableger rahmen ein Monument an seiner damaligen Stelle. Nach einer gemeinsamen Erkundungstour im Norden des Tanganjikasees, trennten sich ihre Wege wieder. Trotz einiger Versuche Livingstone zur Heimkehr zu überreden, erkundete er weiter die Region und stirbt am 1. Mai 1873.

    In die Fußstapfen treten

    In Ujiji endet meine Reise in den Fußstapfen von Livingstone. Ich bin bewegt von den Geschichten und Abenteuern des Entdeckers. Seine Begegnung mit Stanley ist wie die Übergabe eines Staffelstabes der Entdecker. Mit Stanley beginnt die Erkundung des Kongos und der erneute Kampf der Kongolesen gegen ihre Ausbeutung. Dieses Mal nicht gegen die arabischen Sklavenhändler, sondern gegen den belgischen Kolonialismus.
    Für mich bleiben die Eindrücke meiner kleinen eigenen Entdeckungstour durch Tansania.

    Die historischen Orte im Überblick

    2 Antworten zu “Doctor Livingstone, I presume?

    1. Schöner Blog und sehr gut geschrieben. Habe auch noch einiges dazugelernt. Afrika fehlt mir leider noch so ein wenig. Aber ich hoffe das ich doch mal in die Ecke komme. Auch sehr schöne Bilder.

      • Hallo Thomas!
        Vielen Dank für dein Feedback. Ich kann den Kontinent nur empfehlen. Wenn du spezielle Fragen hast, kannst du sie mir gerne stellen.
        Dominik

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