In Fianarantsoa habe ich diese Woche meine Basis aufgeschlagen und von dort den Ranomafana und Andringitra Nationalpark besucht. Dezimiert durch den wohl verdienten Ruhetag der beiden Franzosen, blieben aus der Tsingy Gruppe für diese Etappe nur noch Mitch, Ben und Marco übrig. Die erste Herausforderung war die Anreise. Billy, der nette Besitzer unserer Unterkunft in Antsirabe, empfahl uns, nicht zu früh loszufahren und hat uns auch morgens ein Taxi-Brousse Platz reserviert. Erstaunenswerter Weise holte uns der Bus auch vom Hotel ab. Von da an begann das Warten. Die Taxi-Brousse fahren nur los, wenn sie voll sind. Also warteten wir, vertrieben uns die Zeit mit dem Verfolgen des Sonnenstandes und dem Beobachten des regen Treibens an der Haltestelle.
Knapp zwei Stunden später, so gegen 10 Uhr, entschieden wir uns dann, die letzten Plätze zu bezahlen, um noch bei Tageslicht in Fianarantsoa anzukommen. Es war knapp, aber nach langen sieben Stunden und 240 km kamen wir dann endlich an. Noch am gleichen Abend organisierten wir uns die nächsten vier Tage in den Nationalparks.
Ranomafana Nationalpark – Dschungel pur
Tag 1: Ranomafana. So richtig wussten wir nicht, was uns erwartet. Der Lonely Planet sprach von Natur, Dschungel und Tierwelt. Also ging es los: die Holperpiste Route National 7 wieder Richtung Norden. Dieses Mal aber mit einem 4×4 und nicht mit einem untermotorisierten Taxi-Brousse. Im Nationalpark Ranomafana erwartete uns unser obligatorischer Guide und begleitete uns die nächsten sechs Stunden durch den Park. Als erstes gingen wir auf Touristenjagd. Also dahin wo alle Touristen waren. Komische Spezies. Schauen alle nur nach oben und verfolgen Lemuren. Aber nur um sie mit ihrer Kamera abzuschießen.
Also taten wir das gleiche. Bald darauf gingen uns auch Wasserfälle, Schlangen, Eidechsen und andere interessante Spezies ins Netz. Dieses mal ohne weitere Touristen. Etwas planlos schienen wir dennoch durch den Park zu irren. Es war keine wirkliche Rundtour, sondern wir gingen gezielt Tieren hinterher. Irgendwann verloren wir dann auch die Orientierung, aber dank unseres Guides kamen wir wieder wohlbehalten zu unserem Ausgangspunkt zurück.
Andringitra – Pic Boby und die Mondlandschaft
Etwas planlos starteten wir in Tag 2: unser Transfertag. Wie es meist so ist, weiß keiner, wann es losgeht. Wie ein Madagasse so schön sagte:
„Ihr habt die Uhr, wir haben die Zeit.“
Also schön langsam den Tag beginnen und den Versuch starten, die Tour zu bezahlen. Cash bitte. Konsequenterweise heißt das: Geld abheben. Diese Idee hatten auch andere. Also standen wir aufgeteilt an allen drei Bankautomaten in der Stadt an. Eine Stunde später hielten wie unsere Millionen in der Hand.
Die Tour konnte starten. Natürlich mit einem 4×4. Einzig lobenswertes an der Klapperkiste war der Sitzgurt auf dem Beifahrersitz. Ich fühlte mich etwas sicherer. Seine Bewährungsprobe sollte der Weg zur Berghütte sein. Erst klapperte es ein wenig. Marco meinte noch, die Federung sollte mal gewartet werden und dann knallte es kurz. Der Fahrer hielt noch 200 m durch, bevor er sich für einen Stopp entschied. Schnell war auch das Auto auf dem Wagenheber und uns kullerten zwei Federteile entgegen.
Als hätte er es geahnt, hatte er sogar eine Ersatzfeder. Wo auch immer er sie herausgezogen hatte. Sie war da. Nur kein Federspanner. Also nutzten wir kurzerhand das Gewicht des Autos um die Feder zu spannen und banden sie dann mit etwas Nylonband zusammen. Eine Stunde nach der Panne war das Auto wieder fahrbereit.
Es ging weiter. Jeder Schlag wurde nun sehr genau registriert. Aber uns eröffnete sich bald ein wunderbarer Ausblick auf das Andringitra Massiv; wir waren wieder abgelenkt.
Am Tag drauf trafen wir unsere Führerin Floraine. Mit entschlossenem Schritt begannen wir in Namoly auf 1425 m mit unserer Wanderung. Die ersten sieben Kilometer führten uns zum Parkeingang.
Danach begann ein erster Aufstieg aufs Plateau auf 1970 m. Nach weiteren harten 11 Kilometern erreichten wir unser Ziel „Pic Boby“ auf 2658 m. Schneller als geplant (11 h) erreichten wir nach 8 h unser Camp im Plateau auf 1970 m. 25 km Wanderung an einem Tag schlauchten ganz schön und nach einer Tee- und Kaffeepause spielten wir schon wieder Karten und ruhten uns aus.
Nach einer sternenklaren Nacht mit Blick auf den ungeblendeten Sternenhimmel bereitete uns der nächste Morgen mit strahlend blauem Himmel ein weiteres Geschenk: Postkartenmotive. Das Massiv, welches sich im Wasser spiegelte, Blumen mit Tau überzogen und im Laufe des Tages eine Mondlandschaft auf 2100 m. Auf unseren 15 km durchquerten wir den Park und stiegen in das Nachbartal bis auf 900 m ab. In Morarano warteten wir im Schatten auf unseren Jeep und die restlichen Träger. Die schön kühlen Temperaturen vom Vorabend waren nun der prallen Sonne gewichen und die rote Erde gab ihr bestes, die Wärme zurückzustrahlen.
Auf der Rückfahrt durchquerten wir entlang der Route National 7 eine traumhafte Berglandschaft. Aber das Andringitra Massiv wird mir in Erinnerung bleiben. Ein einzigartiger Ort und wir hatten die Chance, fast alleine im Nationalpark unterwegs zu sein. Nur wir, ein weiterer Tourist, unsere Guides, Träger und ganz wenige Locals waren im Park. Die Unberührtheit der Natur hat mich sehr beeindruckt.
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