Eine deftige Suppe zum Frühstück, ein kleiner Keks zum Mittag und kurz vor Mitternacht ein Festmahl. Ich hatte mir jede Mahlzeit etwas anders vorgestellt, aber man nimmt, was man bekommt.
Am Morgen esse ich im Auto mit Ahmed und Reza, meinen beiden Couchsurfern, noch schnell eine Suppe, bevor ich in den Bus nach Isfahan springe. Das einzige, an was ich gerade denken kann, ist Schlaf. Ein langer Tag liegt vor mir. Heute ist der 31. Dezember und mal schauen, was Silvester bringt.
Isfahan die Zweite
Es ist später Nachmittag als ich schon zum zweiten Mal in Isfahan eintreffe. Die Orientierung fällt mir nun leicht und schnell habe ich mir den Weg zum Hotel gebahnt. Auf den letzten Drücker bekomme ich noch ein Zimmer. Das vielleicht kleinste Hotelzimmer in meinem Leben, aber eigentlich will ich ja auch nur ein Bett zum Schlafen. Mehr soll ich auch nicht bekommen. Drei Quadratmeter werden es: zwei fürs Bett und einer für einen Nachttisch, meine Schuhe und meinen Rucksack. Der steht aber eigentlich eher in der Tür. Ich sortiere meine Gedanken, lege kurz die Beine hoch und lade meine Batterien auf.
Ich habe mich mit JP und Justine verabredet. Sie sind gerade mit dem Fahrrad auf dem Weg durch den Iran. Ein kleiner Abschnitt auf ihrer großen Welttournee, die in ihrem Heimatland Frankreich startete.
Am Naghsh-e-Jahan Platz treffe ich sie. Sie sind zusammen mit Yaya, einem alten Freund, unterwegs. Wir suchen uns ein kleines Café und trinken Tee. Yaya bringt uns noch zum Fluss, bevor wir von einer Couchsurfer-Familie der beiden Franzosen aufgesammelt werden. Sie bringen uns nach Jolfa. Hier trennen sich unsere Weg für einige Zeit. Ich treffe kurz die Couchsurferin von meinem ersten Besuch in Isfahan.
Sie überreicht mir eine Karte mit „Merry Christmas“. Absolut süß, nur ich bin etwas verwirrt. Schon den ganzen Tag sagen zu mir die Leute „Merry Christmas“. Bin ich in der Zeit stehen geblieben? Habe ich zu früh gefeiert?
Das Rätsel löse ich heute nicht mehr. Es wird einfach nur noch schlimmer. Jeder Erklärungsversuch, dass wir doch lieber ein „Frohes Neues Jahr“ hören würden, werden mit einem ungläubigen „Merry Christmas“ beantwortet. Auch der Versuch, unser Silvester mit einem Norouz, dem iranischen Neujahrsfest, zu korrelieren, schlägt fehl. Erst Wochen später wird mir klar, dass die Armenier, die vorherrschende Christengemeinde, erst am 6. Januar Weihnachten feiern.
Silvester – eine große Familie
Ich kehre zu den Couchsurfern zurück. Es ist schon 21 Uhr und wir suchen uns einen Ort zum Einkehren. Wie auch immer wir es schaffen, aber wir bekommen in einem Restaurant eine eigene Etage und lassen uns nieder. Mittlerweile sind aus drei Reisenden drei Reisende und drei Einheimische geworden und es werden immer mehr. Jeder möchte uns treffen und so sind am Ende drei Familien bei uns. Mein Magen knurrt auch langsam. Die Suppe am Morgen und der Keks am Mittag sind nicht gerade viel gewesen. Als Festmahl bekommen wir leckere Fleisch-Streifen, Salat und Brot serviert. Dazu gibt es Minz-Dugh und Tee.
Mitternacht rückt immer Näher. Sekt lässt sich hier natürlich keiner finden, wir bestellen also nochmal eine Runde Tee. Der Tee kommt gerade noch rechtzeitig. Jeder hält sein Glas in der Hand. Die Kameras sind bereit und auf meinem Handy läuft der Countdown.
10-9-8-7-6-5-4-Drei-Zwei-Eins…
Merry Christmas. Nein! Dieses Mal klappt es richtig und gemeinsam:
Happy New Year
Wir heben unsere Tassen und stoßen auf unser neues Jahr an. Das iranische Neujahr ist erst Monate später, aber es wird für uns gefeiert.
Musikalischer Ausklang
Zur feierlichen Begrüßung ins neue Jahr werden wir spontan an die Khaju Brücke gefahren. Es ist zwar längst weit nach Mitternacht, aber die Sänger geben noch ihr Bestes. Wir gesellen uns dazu und lassen die Atmosphäre wirken. In den Brückenbögen echoen die Gesänge wundervoll.
Das neue Jahr kann beginnen…
1001 Nacht als Karte
Wie teuer ist es im Iran?
Für alle Reiseinteressierten gibt es auf der Seite Wie teuer ist die Welt? – Iran eine Zusammenstellung der Kosten für die Reise in den Iran.
Pingback: Silvester rund um die Welt – 6 Reiseblogger erzählen | Tiny Traveler·
Hallo Dominik, beim Durchstöbern verschiedenster reisebloggs bin ich gerade auf deinen Namen gestoßen und dachte, hej den kenne ich ja. Was für ein Zufall. Sende dir viele Grüße und vielleicht sehen wir uns ja mal wieder in Waldenburg. Diana