Begrüßung à la Télimélé

Ich glaube es ist gut, dass ich mich nicht sehen kann. Als das Waschbecken und die ersten Tropfen Wasser mich sehen, werden sie regelrecht rot vor Scham. Mancheiner dachte vielleicht auch ich werde schnell braun, aber davon ist nach der Erfrischung nicht mehr viel übrig. Die Spuren der neun Stunden Fahrt von Conakry nach Télimélé sind schnell aus meinem Gesicht verbannt.

Umwerfend hungrig

Auf dem Hof finden sich immer mehr Personen ein. Ich gebe schnell auf, mir zu merken, wer da alles vorbei kommt. Heraus sticht ein Mann in einem rotem Kostüm mit rot-weißer Bommelmütze. Sein Eintreffen auf dem Hof ist dank seines Megafons nicht zu überhören. Die kleinen Dinge sollten uns jetzt schon stutzig machen. Wieso stehen vor dem Hotel 15 oder 20 Damen im gleichem Gewand?

Wohl gedeckter Tisch

Mir ist das angekündigte Essen erstmal wichtiger. Für uns wird reichlich aufgedeckt. Es warten ein vollgedeckter Mittagstisch auf mich, die anderen 13 hungrigen Fernreisenden und unsere kleine Entourage. So viel Hunger haben wir dann auch wieder nicht. Dennoch, verschont bleibt kein Topf und das frische Obst, die Bananen, die Orangen und die Papaya sind einfach nur verlockend. Gut gestärkt und voller Elan setzen wir uns in Bewegung. Auf uns wartet unser Projekt und unsere Arbeitsstätte für die nächsten 10 Tage. Heute wird nicht mehr gearbeitet, aber einen Blick können wir ja schon mal auf das Gelände werfen.
Auf dem Weg zur Berufsschule

On jaraama! – Herzlich Willkommen in Télimélé

Uns beschleicht langsam das Gefühl, der Empfang am Hotel war nur der Anfang. Es sind so viele Menschen unterwegs. Wir kommen am Flußlauf im Tal an und folgen hier nur noch der Straße. Immer mehr Menschen begegnen uns und die Geräuschkulisse wird immer größer. „Wir gehen auf unsere eigene Party“. Die kleine Allee weitet sich zu einem etwas offeneren Platz, rechts beginnt gleich die graue Mauer, die einmal ums Gelände führt. Der Blick entlang offenbart Menschenmassen. Das blaue Tor ist fast nicht sichtbar und wie ein Trichter saugt uns das Spalier aus Menschen auf das Gelände. Ich muss mir richtig Mühe geben, keine Hand zu übersehen, um auch wirklich jedem die Hand zu schütteln. Der Frauenchor, die 15 Damen im gleichen Gewand, singt zu unserer Begrüßung. Der Mann mit der rot-weißen Mütze und guinea-farbenem Hemd tanzt und trillert auf seiner Pfeife ebenfalls zur Begrüßung. In jedem Gesicht auf allen Seiten ist ein riesiges Strahlen zu sehen. Der Himmel ist da auch keine Ausnahme und die Sonne beleuchtet die feierliche Atmosphäre in ihren besten Farben. „On jaraama!“ tönt es aus allen Ecken – „Herzlich Willkommen“. Wir fühlen uns genau so – einfach nur ganz herzlich willkommen.

Frauenchor an der Schule

Frauenchor an der Schule

Wir nehmen unter einem Zelt in den Farben der Flagge Guineas – rot, gelb, grün – Platz. Unsere Sinne sind einfach nur total überflutet. Der Chor regt mit seiner Musik zum Tanzen an, aus allen Ecken kommen Hände und um uns herum hunderte Menschen. Jeder möchte ein Foto von uns ergattern. Gefühlt alle Handys sind auf uns gerichtet. Als wir endlich alle sitzen, beginnt die Performance der Trommler und Gauckler. In wilden Tänzen, mit komischen Krimassen und laut trommelnd wird unsere Ankunft gefeiert. Manch einem von uns stehen die Tränen vor Rührung in den Augen.
Große Aufführung

Es folgen lange Reden von allen wichtigen Personen aus der Region. Schlußendlich können wir auch das Schulgelände und die neuen Klassenzimmer begutachten. Die Chance nutzen auch die Einheimischen, um uns zu sehen. Kein Schritt bleibt unbeobachtet – spontane Tanzeinlagen halten uns für gefühlte Ewigkeiten auf dem Gelände fest und erst eine ganze Weile später können wir uns losreißen. Fast!

Die Berufsschule am Tag unserer Ankunft

Herzlich Willkommen
Eine riesige Menschenmenge erwartet uns

Begleitet von hunderten  Kindern kehren wir völlig geschafft und erschöpft zur Unterkunft zurück. Anschließend möchte nicht nur das Abendessen, welches nach Rückkehr in die Unterkunft serviert wird, verdaut werden, sondern auch die vielen wunderbaren Momente und Eindrücke vom ersten Tag in Télimélé.
Junge auf dem Fundament

Guinea – Schule fürs Leben

Teil 1 – Conakry im Morgengrauen
Teil 2 – Begrüßung à la Télimélé
Teil 3 – Berufsschule: Hier lernt man Schwitzen
Teil 4 – Die Natur ruft – Hochland von Guinea
Teil 5 – Grundschule: Jeder fängt mal klein an
Teil 6 – Schule fürs Leben – Das Video

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